Euskal Herrian zehar – Quer durchs Baskenland

Euskal Herrian zehar – Quer durchs Baskenland

Baskisch ist eine, wenn nicht überhaupt, die älteste, noch lebende Sprache Europas und hat rein gar nichts mit irgendeiner anderen Sprache, die du kennst, zu tun. Soundmässig könnte man es mit Spanisch verwechseln. Aber wenn man dann genau hinhört, stellt man fest, dass keines der gesprochenen Wörter einem bekannt vorkommen.

Eine Geheimsprache sozusagen. Wie cool ist das denn!

Sprachprobleme hat man aber trotzdem nicht, wenn man quer durchs Baskenland reist.

Unsere Reise hat in Bordeaux begonnen, wo noch „ganz normal“ französisch gesprochen wird. Nun gibt es viele, die reisen nicht nach Frankreich wegen dem Französisch. Grosser Fehler! Dass die Franzosen ausschliesslich und stur nur französisch sprechen ist längst Geschichte. Heute sprechen sie alle, gross oder klein, jung oder alt, auch Englisch. Ok, deutsch ist eher selten, aber mit Englisch kommt man locker durch. Nicht nur in Bordeaux. Wir haben das im Frühling auch auf Korsika getestet und die letzten Jahren in allen möglichen Teilen Frankreichs.

Frankreich opens the door for you! No panic!

Zurück zu unserer Reise.

Begonnen haben wir in Bordeaux. Sehr schöne Stadt. Super für Shopping. Und Essen. Auch für so Sachen, die man nur vom Hörensagen und aus Schauermärchen hört: des huîtres, lamproie und des escargots de mer. Des escargots und tatsächlich auch cuisses de grenouilles. Oft hats ’ne englische Übersetzung dazu. Die nützt mir aber auch nichts. Und schon kommt Doktor google zum Zuge. Zum Glück, poisson und moules sind ok. Aber vieles anderes muss auf der Karte stehen lassen. Lieber eine Teller frites alleine.

Oder etwas von den 100 anderen Sachen, die noch auf der Karte stehen und gänzlich ungefährlich sind. Frites zum Beispiel. Bekommt man immer, ob man will oder nicht.

Eigentlich hatten wir vor, einen Ausflug nach Arcachon und zu den Dünen von Pilat zu machen. Es ist aber so heiss, dass wir das vom Programm streichen. Irgendwie hat man ja auch Ferien und das Runterfahren fällt einem einfacher, wenn man nicht zu viel ins Programm nimmt.

Nach Bordeaux angereist sind wir mit Flug. Von Bordeaux weiter reisen wir mit dem Zug nach Biarritz, das Küstenstädtchen an der Atlantikküste. Der Bahnhof Biarritz ist süss. Bassersdorf ist grösser. Das Städtchen hübsch und herausgeputzt. Viele Souvenirgeschäfte natürlich, viele Restaurants, wo man gut Fisch und Meeresfrüchte essen kann und einen Strand für Wellenreiter. Wir selber schauen lieber zu, wie gross und (sehr) klein auf die Bretter steigt. Und nicht erstaunlich, aber die kleinen haben eine Ausdauer, fast unheimlich.

Von Biarritz reisen wir weiter im Bus. Ist ok, aber reisen kann gemütlicher sein als in diesem halb vollgemüllten Car. Immerhin, Ankunft in Bilbao pünktlich, sodass nur noch dieses ÖV-System geknackt werden muss, um den Weg ins Hotel zu finden.

Bilbao entdecken wir vor allem zu Fuss. Und der erste Fussmarsch führt uns zur Artxandako Funikullara, der historischen Standseilbahn, die uns zum Aussichtspunkt über Bilbao führt. So haben wir eine erste Übersicht über Bilbao und entdecken auch schon erste Kunstwerke. In Bilbao hat es nämlich überall Kunstwerke rumstehen.

Ins Auge fällt da natürlich gleich der coliflor, der Blumenkohl. Für einige besser bekannt als das Guggenheim Museum.

Am Nachmittag streifen wir durch die kleine Stadt und stellen fest: es ist was im Busch!

Überall wird geschmückt, vor allem in der nahen Altstadt. Stände und Bühnen werden aufgestellt, die Einheimischen sind schon ganz aufgedreht.

Aste Nagusia – die Grosse Woche steht bevor. Und das heisst, ab Samstag wird hier eine Woche lang gefeiert! Konzerte, Theateraufführungen, Feuerwerk und vieles mehr.

Wir reisen am Sonntag aber bereits weiter. Diesmal mit einem Mietwagen.

Barrierefreie Städtchen, Häppchen zum Teilen

Wie üblich kämpft man zuerst mit dem Navi. Das ist auf Spanisch eingestellt. Ist ok, aber Deutsch wär uns lieber. Also etwas Rumgedrucke et voilà, man spricht Deutsch.

Unser Weg führt uns ins Landesinnere nach Vitoria-Gasteiz. Ein kleines Städtchen im Baskenland. Parkieren ist etwas schwierig, die Plätze sind alle belegt. Aber zu unserem Erstaunen dürfen wir auf den blauen und grünen Feldern frei parkieren. Gratis, weil Festwochen sind. Ach, hier auch?

Vitoria-Gasteiz ist alt und hügelig und wir stellen fest, es ist vollkommen barrierefrei. Egal, wohin der Weg führt, es hat Rampen, Rolltreppen, Lifte.

Auch in den folgenden Orten zeigt sich dasselbe Bild: auch wer im Rollstuhl sitzt, hat kein Problem, man kommt überall durch. Sind das jetzt diese Euro-Milliarden, die «verlocht» werden? Also wenn ja, dann ist das hier definitiv sinnvoll eingesetzt worden.

Bereits in Bordeaux haben wir gelernt zu teilen. Du bestellst im Restaurant, was du möchtest und sagst gleich zu Beginn, «c’est à partager» und schon kommen zu den Speisen 2 Suppenlöffel, 2 Dessertgäbelchen und niemand rümpft die Nase. Alles völlig normal. Ob in Bordeaux, in Biarritz, Bilbao oder im Baskenland. Ab Bilbao heisst es dann einfach «para compartir».

Und teilen muss man im Baskenland. Weil es hier die schönsten und besten Häppchen überhaupt gibt. Viele kennen tapas oder meze. Hier heissen sie pintxos und sind wahre Kunstwerke. Jedes Restaurant hat seine eigenen pintxos. Jedes Jahr finden Wettbewerbe statt, wer die besten pintxos hat. Ein Stadtrundgang eignet sich hervorragend für eine pintxos-Häppchen-Tour. Und dazu natürlich eine cerveza oder ein Txakoli, der hiesige Weisswein. Ich sag nur eins: tapas war gestern, pintxos ist der neue Massstab.

Nach Vitoria-Gasteiz sind wir nach Laguardia gereist. Wenn man auf der Aussichtsterrasse von Laguardia steht und rundherum schaut, weiss man: Du bist mitten im Rioja-Gebiet angekommen. Weinberge weit und breit in einer wunderschönen Landschaft.

Auf der Rückfahrt an die Küste fahren wir auch durchs Navarra-Gebiet, die Landschaft ist abwechslungsreich und recht hügelig. Eher bergig, wenn ich ehrlich bin. Damit hab ich nicht gerechnet.

In Biarritz hätte man ja auch baden können. Haben wir aber voll verpasst. San Sebastian soll aber nicht davon kommen ohne dass wir unsere Zehen ins Nass strecken.

Und es blieb nicht nur bei den Zehen. Das Wasser angenehm warm mussten wir es gleich mehrmals ausnutzen. Herrlich!

Es gibt Leute, die mögen es nicht, wenn es keine Liegestühle am Strand hat. Ich mag das. Keine Liegen, die Stunden im voraus reserviert werden und überhaupt, keine überteuerten Liegen und Schirme. Da leg ich einfach mein Tüechli hin, wo ich will und bin zufrieden. Viel sympathischer. Wir machen uns eher im hinteren Teil breit, auch wenn’s dann etwas weiter zum Wasser ist. Zum Glück! Am späteren Nachmittag kommt Hektik auf. Zuerst denken wir, ok, die Touris gehen, die Einheimischen kommen. Stimmt zwar auch, aber der Hauptgrund ist ein anderer. Die Ebbe verebbt, die Flut flutet. Und der Strand wird immer schmaler.

Auf der Rückfahrt von San Sebastian zum Flughafen Bilbao hätten wir gerne noch den bemalten Wald von Oma bei Gernika angeschaut. Leider ist das dann nicht mehr möglich, weil man in dieser Jahreszeit frühmorgens loswandern muss. Die bemalten Bäume sind in ca. 3-4 km Entfernung, der Weg meist dorthin meist unbeschattet. Schade.

Stattdessen besuchen wir das Städtchen Gerniko. Noch einmal ein paar pintxos para compartir geniessen.

Aus dem Städtchen raus wird’s dann schwierig. Strassen sind gesperrt, Umleitungen dahin, wo wir hergekommen sind. Und es wird schon wieder geschmückt für das kommende Fest. Fazit: Wer im August durchs Baskenland reist, kann feiern wie die Feste fallen. Und sie fallen definitiv, egal in welchem Ort man ist.

Am Flughafen geben wir unseren Mietwagen ab – ein ganz neuer Seat Cupra Formentor, war megacool – fahren mit dem Bus für eine letzte Nacht nochmals nach Bilbao rein.

Hier wurde nun eine Woche lang gefeiert und zum Abschluss gibt’s am Abend nochmals ein Feuerwerk.

Am nächsten Morgen dann geht’s vom Flughafen Bilbao direkt zurück in die Schweiz.

Schön war’s! – Ederra zen!

Brigitte Klose, im August 2024

Bilder: Brigitte Klose